Unsere Vorstellungen von der Zeit produzieren Stress, behindern Kreativität, senken die Lebensqualität und sind wesentlich mitverantwortlich für den Schaden, den wir der Umwelt zufügen. Davon sind Harald Lesch, Karlheinz Geißler und Jonas Geißler überzeugt. Es ist daher dringend Zeit, Zeit neu zu denken, sagen die drei Zeitexperten.
Artikel von Kerstin Hau über Jonas Geissler und den Unterschied im Zeitgefühl zwischen Erwachsenen und Kindern. Erschienen in „Starke Eltern – starke Kinder,“ Mai 2021
In welchen Momenten geht es uns gut? Was machen wir aus unverhoffter freier Zeit? Und was hat die Zeit mit der öko-sozialen Transformation zu tun? Buchautor und Zeitraumgestalter Jonas Geißler fordert im Gespräch mit Magazin N mehr Mut und Bewusstsein im Umgang mit Zeit und mehr im Rhythmus der Natur zu leben.
Keine Zeit? Für Jonas Geißler ist diese Aussage Blöd- sinn. Der Experte stellt klar: „Wir können gar nicht keine Zeit haben. Wer das sagt, tut entweder gerade etwas anderes oder ist tot.“
Was könnte Zeit mit Mut zu tun haben, und zu was könnten wir ermutigt werden?
Gemäß dem Motto „Zeit ist Geld“ versucht der Mensch immer mehr in ein und derselben Zeiteinheit zu erledigen. Diesem herrischen Taktschlag können die Rhythmen der Natur nicht folgen, die Ökosysteme regenerieren sich nicht so schnell, wie der Mensch den Ressourcenverbrauch anheizt. Wie wir zu einer nachhaltigen Zeitkultur kommen, in der wir uns und unsere Umwelt nicht länger verschleißen, zeigt unser Auszug aus dem Buch „Alles eine Frage der Zeit“.
Klimakrise, Artensterben, Burn-out – alles eine Frage der Zeit
Ohne Zeit kein Genuss. Zeit ist die Bedingung dafür, und zwar nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ. Wie muss meine Zeit gestaltet sein, damit ich genießen kann?
Die Zeit ist reif für neue bis gestern utopisch erscheinende Zukunftsbilder, denn Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien. Einige davon wurden binnen weniger Wochen Wirklichkeit: vom Digitalisierungsschub bis hin zur Renaissance neo-ökologischer regionaler Kreisläufe, um nur einige zu nennen.
Wir haben für die verfügbare Zeit einfach mehr Optionen als die Generationen zuvor. Das Paradoxe ist, dass wir uns davon ein erfülltes Leben versprechen, aber ein gefülltes Leben erhalten.